Mohammeds Berufung

Rainer Maria Rilke (1875 - 1926) war ein österreichischer Autor und einer der wichtigsten Lyriker der deutschen Sprache. Intensiv befasste er sich mit den Religionen und auch dem Islam. Sein Zusammenkommen mit Lew Tolstoi (1828 - 1910), der sich mit der persischen Lyrik auskannte, brachte ihn ebenso in Verbindung mit dem Islam.


Die folgende Vorführung seines Gedichts "Mohammeds Berufung" wurde in Tenor und Bariton von John Habib Dunne (www.khayaal.co.uk), dem stellvertretenden Direktor des Khayaal Theatre, arrangiert, und gesungen von Daniel Lewis und Benedict Kearn. Das Gedicht erzählt von der ersten Offenbarung  des Propheten Mohammed, Frieden und Segen seien mit ihm.


Da aber als in sein Versteck der Hohe,

sofort Erkennbare: der Engel, trat,

aufrecht, der lautere und lichterlohe:

da tat er allen Anspruch ab und bat


bleiben zu dürfen der von seinen Reisen

innen verwirrte Kaufmann, der er war;

er hatte nie gelesen - und nun gar

ein solches Wort, zu viel für einen Weisen.


Der Engel aber, herrisch, wies und wies

ihm, was geschrieben stand auf seinem Blatte,

und gab nicht nach und wollte wieder: Lies.


Da las er: so, daß sich der Engel bog.

Und war schon einer, der gelesen hatte

und konnte und gehorchte und vollzog.


V I S I T:  Mishkat Media


Die Höhle von Hirah, in der diese Begebenheit stattfand: (c) Hamziyya Chants

Höhle von Hira